Unscheinbar?
Nachdem das Fotografieren von Homöopathika zu so faszinierenden Ergebnissen geführt hatte, stellte ich mir die Frage, ob Schüßler-Salze unter dem Mikroskop wohl ähnlich fotogen wären. Zum Zeitpunkt meiner ersten Versuche kannte ich Schüssler-Salze nur als Tabletten. Und die widerstanden all meinen Bemühungen, sie rückstandsfrei zu lösen um sie dann neu auskristallisieren zu lassen! Rettung brachte schließlich die Pulverform, die mir von der Firma Pflüger freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde. Doch auch mit den neuen Präparaten brauchte ich etliche Anläufe, bevor ich anfing, attraktive Ergebnisse zu bekommen:
Eigensinnige Salze
Schüßler-Salze sind beim Fotografieren störrisch, besonders wenn man Wert auf Farben* legt. Unter Luftabschluss (mit Deckglas) bilden sich häufig gar keine Kristalle. An der Luft wachsen sie munter in die Höhe. Da geschieht es dann, dass unter dem Deckglas nichts Fotogenes zu finden ist, aber außerhalb gibt es die schönsten bunten Motive, denn Farbe* zeigen die Kristalle häufig erst bei einer gewissen Dicke … Was das bedeutet, weiß jeder Fotograf, der sich mit Makrofotografie beschäftigt: Hat ein Objekt „Tiefe“, gibt es Schwierigkeiten mit der (Tiefen-)Schärfe! Verstärkt ist das in der Mikro-Fotografie der Fall (daher sind z.B. auch nicht alle Bilder aus den Galerien für großformatige Abzüge bzw. Drucke geeignet).
Nach etlichen Versuchsreihen mit verschiedenen Konzentrationen der Lösung, mit Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten während des Kristallisationsprozesses gelang es mir zunehmend besser, die Entwicklung richtig einzuschätzen und zur rechten Zeit in den Prozess hineinzufotografieren und fokussierbare Motive mit der Kamera festzuhalten.
Spannend zu beobachten
Während des Kristallisationsprozesses verändert sich oft die Art der sich bildenden Strukturen, so dass im Laufe mehrerer Stunden oder Tage vom selben Präparat ganz unterschiedliche Bilder entstehen können. Genauso finden sich ähnliche Strukturen bei unterschiedlichen Salzen. Das ist aber wenig überraschend, denn schließlich basieren alle Schüßler-Salze auf der gleichen Trägersubstanz Laktose.
Nach vielen Testreihen und mit zunehmend am Detail orientierten Blick fallen die Unterschiede auf :
Manche Strukturen sind sehr fein, andere eher grob. Kristalle wachsen manchmal linear an einem Rand entlang, manchmal strahlenförmig aus der Mitte heraus. Sie können gerade oder gedreht wachsen und die Textur der Oberfläche kann glatt, schuppig, haarig oder körnig wirken.
Nach und nach zeigte sich bei meinen Versuchen, dass die einzelnen Salze auch spezifische Kristallformen ausbilden, die sich nach meiner Erfahrung mit anderen Salzen nicht erzeugen lassen – obwohl ich natürlich von jedem Schüßler-Salz diverse Präparate angesetzt und mehrere Testreihen erstellt habe. Bei einigen Salzen empfinde ich die Eigenheiten als ausgeprägt, bei anderen weniger.
3 und 6 sind lockig
Zum Beispiel verläuft bei den meisten Präparaten die Kristallbildung geradlinig. Aber bei den Salzen 3 und 6 (und, auf etwas andere Weise, bei 10 und 12,) entstehen zusätzlich auch gedreht wachsende Kristalle, sowie kuriose Einzelstrukturen, die man am besten als „lockig“ bezeichnen kann. Salz 11 hingegen bildet gerne leicht geschuppte, zusammenhängende Oberflächen, oft mit charakteristischen Kontrasten zwischen „neblig“ und bunt – schauen Sie die Bilder einmal daraufhin an.
Nr. 12 erzeugt zwar charakteristische Kristalle, die aber zumeist gleichzeitig so dick und kleinteilig wachsen, dass sie schwer zu fotografieren sind. Und mit Nr. 9 habe ich Farbtöne* abgebildet, die ich keinem anderen Schüßler-Salze-Präparat abringen konnte.
Hochästhetische Motive kommen natürlich auch in den weniger spezifischen Strukturen vor. Und so sind die Bilder im Shop eine Zusammenstellung der interessantesten und schönsten Aufnahmen, wobei ich auch darauf geachtet habe, von jedem Salz mindestens ein Bild verfügbar zu machen. Ich hoffe, es ist mir gelungen, diese faszinierende Seite und die Schönheit der Schüßler-Salze auf diese Weise „sichtbar“ werden zu lassen!
*(Die Kristalle an sich sind erstmal alle farblos. Ich mikroskopiere sie in einer Kombination aus Durchlicht und polarisiertem Licht, durch das die teils auffälligen Farben mittels Lichtbrechung erzeugt werden. Eine gute Erklärung der optischen Zusammenhänge findet sich hier auf Wikipedia).